Seit Mitte der 80er Jahre hat sich eine einzige Musikkultur wirklich rasant entwickelt. Diese wird (nahezu) ausschließlich mit elektronischen Instrumenten komponiert bzw. realisiert (Computer, Synthesizer, Samples etc.). Es geht um TECHNO! Das Wort Techno steht sowohl für elektronisch produzierte Musik allgemein, als auch für die zur Musik gehörige Szene. Dadurch, dass man während dem komponieren die jeweiligen Stücke anhören und sofort verändern oder verbessern kann, treten herkömmliche Regeln in den Hintergrund. Der Komponist probiert so lange herum, bis er mit seinem Werk zufrieden ist. Durch die Vielfalt an Möglichkeiten, die diese Technik liefert, entstehen laufend neue Stilarten.
Es gibt an die 50 Stilarten bei Techno (z.B. Detroit, House, Progressive House, Happy House, Trance, Goa, Hardcore, Gabber, Schranz, Ambient, Jungle, Drum’´n`Bass uvw.). Oberflächlich betrachtet sind die Bassschläge pro Minute (bpm = beats per minute) das eigentliche Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Stile, denn bei den meisten Liedern sind die synthetischen Klänge und Geräusche mit Bass unterlegt. Die von den Bassschlägen her schnellste Stilart ist Gabber (bis zu 250 bpm). Mit 170-190 bpm gehört Hardcore und Drum’n’Bass allerdings zu den härtesten Varianten des Techno. Vergleich: Das menschliche Herz schlägt ungefähr 80 mal pro Minute. Ambient dagegen hat weiche Klänge mit einem unaufdringlichen Rhythmus. House hat in der Regel 110-130 bpm. Ab 700 bpm nimmt das menschliche Ohr nur noch einen Dauerton war.
Den Grundstein der Techno-Bewegung legte bereits in den 70er Jahren die deutsche Gruppe Kraftwerk. Die Geburtsstätte von House ist Chicago. Der Name stammt von dem seit 1977 dort existierenden Club „WareHouse“. Auch in Detroit wurde bereits in den 70er Jahren Techno produziert. Chicago-House und Detroit-Techno wurden von Schwarzen aus armen Verhältnissen produziert. Die Technik hierfür kam überwiegend aus Japan. Im Prinzip kann man aber sagen, dass Techno auf den verschiedenen Erdteilen der Welt fast gleichzeitig entstand, parallel zur Entwicklung der Computertechnologie.
In den 80er Jahren begannen immer mehr Leute Partys im Haus zu organisieren. Schon bald begann man extra für solche Gelegenheiten Musik zu produzieren, wodurch House entstand. In England wurden anfangs die Raves illegal veranstaltet. Eintrittskarten wurden auf dem Schwarzmarkt verkauft. Die Partys fanden in leerstehenden Fabrikhallen, stillgelegten U-Bahnhöfen und Abrisshäusern statt, wie z.B. der bekannte Tresor in Berlin. In einigen Ländern finden immer noch illegale Raves statt. Die Rave-Kultur hat das Musikgeschäft revolutioniert. Man hörte Musik auf Partys, feierte und tanzte dazu. Dem stand die Plattenindustrie lange Zeit fassungslos gegenüber, denn bei Techno gab es keine Stars und keine Musik die über Radio oder verkaufbare Tonträger funktionierte. Es gab einzig und allein diese unverkäufliche Party-Stimmung bei den Raves.
Anfang der 90er Jahre findet die Plattenindustrie schließlich doch noch einen Weg zur Vermarktung von Techno, nämlich über die DJs. Die Konsequenz daraus war, dass die DJs zwar ihre Alleinherrschaft verloren, dafür aber mit ihrer Musik viel Geld verdienten. Neben den DJs bestimmten nun auch TV-Sender wie VIVA oder MTV die neuen Trends und Wege von Techno. Ein gewaltiger Markt entstand. 1994 ist Techno zum Mainstream geworden, obwohl man immer stolz darauf ist, dass Techno aus dem Underground kam. Auch die ehemalige Underground-Szene ist gänzlich verschwunden. Techno wurde allgemein zugänglich und barg neue Dimensionen in der Unterhaltungsmusik. Man machte sich die neuen Technologien zunutze und der Sound klang so ähnlich wie die Musik von Computerspielen.
Jahrelang war Techno ein Synonym für elektronisch erzeugte Musik gewesen, doch ab 1990 bezeichnete man mit Techno jene Art elektronischer Tanzmusik, die aus dem „House“ heraus entstanden ist. Physische Wirkungen der Musik wurden gezielt eingesetzt und man zielt mit Modernen technischen Mitteln auf Herz, Bauch und den Unterleib der Tanzenden. Die Musik wird zur Psycho-Droge. Als eine Folge der Kommerzialisierung von Techno, spalteten sich die Anhänger zunehmend in zwei Lager. Einerseits gibt es die sogenannte Rave-Kultur, die die DJs als Stars empor hebt und anhimmelt. Andererseits gibt es die innovative Clubkultur, von der Neuen Ideen ausgehen. Die mitunter und die revolutionären Sounds, spontane Improvisationen und kreative Experimente in die Musik einbringt. Es entsteht eine Kluft zwischen den DJs der Rave-Kultur und jenen der Clubkultur.
Mitte der 90er Jahre näherte sich Techno bedenklich dem üblichen Popgeschäft, dem die DJs aber ursprünglich entgegentreten wollten. Ein weiterer Konflikt in der Szene entstand durch die Verwendung von CD´s. Wobei Vinyl weiter die Oberhand behielt. Am Anfang von Techno standen die Akteure im Hintergrund, die Musik allein war wichtig. Doch durch die fortschreitende Kommerzialisierung von Techno arbeiteten die DJs nicht mehr im Hintergrund, sondern thronten auf einer Bühne, wo sie sich vom tanzenden Publikum feiern ließen. Techno ist nicht Musik zum Anhören, sondern auch zum Arbeiten. Die Musik ist ein Gebrauchsgegenstand. Die Tracks sind nicht fertige Songs, sondern Bausteine, die der DJ gezielt einsetzt, kombiniert und mischt. Des weiteren gibt es neue Abmischungen eines Tracks, den Remix. Er ist zwar an sich nicht neu, aber wurde früher nicht in diesem Ausmass angewandt. Manchmal sind diese sogar besser als das Original.
Techno ist die Musik die man nicht nur hört, sondern auch am ganzen Körper fühlt. Getanzt wird bis zum Morgengrauen. Wer nicht durchhält pusched sich mit Red Bull und Guarana. Tanzfläche ist überall, wichtig ist nur der Spaß. Kleidung ist alles, was schrill, anders oder ungewöhnlich ist. Techno-Partys sind der ideale Ort zur Selbstdarstellung. Man tanzt sich in Ekstase und endet schließlich am Rand der Erschöpfung. Partys gibt es viele, aber am bekanntesten ist die Loveparade, der grösste Open-Air Rave (Festival) der Welt. Die Menschen tanzten auf der Strasse, der Sound kam von LKW´s. 1994 kamen ca. 120.000 Menschen, ein Jahr später an die 250.000 und 1997 sogar knapp 1.000.000 (1 Million). Der Organisator der Loveparade Dr. Motte aus Berlin hat 1989 das ganze ins Leben gerufen. Leider gab es 2010 einen schrecklichen Vorfall, was das aus bedeute und Bundesweit für größere Auflagen sorgte. Die zweitgrößte Veranstaltung hierzulande ist die Mayday, die jährlich stattfindet.
Bei solchen Großveranstaltungen kommen Jugend und Kommerz gut miteinander aus. Die Ideologie beschränkt sich auf „Fun & Party“, was jeder so feiern soll, wie er will! Die Discomusik der 80er und 90er Jahre, ist eigentlich Volksmusik. Auf einem Rave ist alles erlaubt was Mode und Tanzen betrifft. Außerdem herrscht eine totale Gewaltlosigkeit und die TOLERANZ wird immer groß geschrieben. Sehr wichtig bei einem Techno-Festival sind Chillout-Räume (to chill = abkühlen), wo man sich ausruhen kann und ein DJ dazu Ambient Musik auflegt. Man sammelt Kräfte um weiter zu tanzen!